Responsible Design – Mehrwert für Marken und Menschen

Design leitet, führt, weckt Emotionen, schafft Erfahrungen und setzt (soziale) Standards – speziell in unserer stark von Visualität und Bildästhetik geprägten Zeit. Dennoch unterschätzen die meisten Menschen den immensen Einfluss von Design auf Interessens-, Kauf- und somit Handlungsentscheidungen. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass Designer sich Informationen über das Verhalten und die Wünsche der Menschen zu Nutze machen. Die negativen Auswirkungen von Design, das sich um kurzfristige Wirkung statt um einen verantwortlichen Dialog bemüht, werden stark unterschätzt. Das Plädoyer lautet daher, mit Responsible Design neue Wege zu gehen. Ziel muss sein, für Menschen, Marken und die Gesellschaft einen echten und nachhaltigen Mehrwert zu stiften.

Vom Nachhaltigkeitsreflex zum verantwortungsvollen Kommunikationsdesign

Spätestens seit der Klimawandel neue, und vor allem hohe Wellen schlägt, ist der Begriff der Nachhaltigkeit in aller Munde. Nachhaltigkeitskampagnen von Werbern und Marketern entladen sich geradezu entfesselt und in unüberschaubarer Vielfalt, wenn es um das Buhlen und die Gunst gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und Akzeptanz geht. Unternehmen und Marken müssen im Zuge dessen erkennen, dass ein Vorbeiwirtschaften an gesellschaftlichen Interessen nicht langfristig zum Erfolg führen kann. Was zum Nachhaltigkeitsreflex zu verkommen droht, reicht aber nicht aus, um den Erhalt von Unternehmen zu sichern oder das Image gewinnbringend zu vermarkten. Responsible Design widmet sich dieser Herausforderung mit einer ganz neuen Herangehensweise und einer grundsätzlichen Abkehr von überkommenen Werten und Ideologien. Mit dem Anspruch, eine solide und dauerhafte Vertrauensbasis zu Stakeholdern und Verbrauchern aufzubauen und verantwortungsvolles Kommunikationsdesign zu etablieren.

Wer sagt, dass sich Verantwortung und Ästhetik nicht kombinieren lassen?

Lange war im Design die oft gebrauchte Formel „form follows function“ tonangebend, nach der sich die Form stets unterordnet. Responsible Design versucht hier entscheidend umzudenken: Mit „form meets content“ ist ein Ausdruck für verantwortungsvolles Design geschaffen. Gestalter, Redakteure und Designer sollen sich auf Augenhöhe begegnen und an der Verschmelzung von Design und Inhalt arbeiten. Interdisziplinäres Denken und Arbeiten mit dem Blick auf das Ganze wird Design im Sinne der Nachhaltigkeit revolutionieren und das turbokapitalistische „fire and forget“ durch eine intensive Beschäftigung mit den zu transportierenden Inhalten ablösen. Ein Ansatz, der auf langlebige Ziele setzt und die Folgen und die Wirkung unserer Kommunikation zu Gunsten kommender Generationen mitdenken möchte, ohne die ästhetische Komponente zu vernachlässigen.

Responsible Design kann die entscheidenden Marktvorteile liefern

Verantwortungsvolles Design spiegelt sich bereits in verschiedenen Aspekten wider, wie etwa bei Lebenszyklusanalyse, Ökosystemdynamik, nachhaltigem Design und verhaltensorientiertem Design. Die Leitgedanken sind klar ethisch, aber auch holistisch geprägt: Ist die Botschaft relevant? Ist das Design allgemein zugänglich und verständlich und ist es vereinbar mit ethischen Ansprüchen? Mit zentralen Fragen wie diesen geht man deutlich über den bloßen Anspruch ästhetischer Gesichtspunkte hinaus und möchte stattdessen soziale und ethische Aspekte in die Kommunikation integrieren.
Dabei geht es aber nicht nur um ethische Korrektheit, sondern um entscheidende Marktvorteile. Identitätsfragen, Werte und Identifikationsmodelle haben heute stark an Bedeutung gewonnen, weshalb die Kommunikation und Darstellung eines Unternehmens sowie dessen Image immens wichtig für den Erfolg ist. Damit macht sich Responsible Design zur Aufgabe, authentische Marken und Profile zu entwickeln, die ihren Wiedererkennungswert nicht allein über die ansprechende Form, sondern eben auch durch die glaubhafte Vermittlung von relevanten Inhalten generieren. 

“Responsible Design ist das Fundament für authentische, nachhaltige Marken”


Statt kurzfristige – und meist auch kurzsichtige – Erfolge anzuvisieren, wird eine solide und dauerhafte Vertrauensbasis zu Stakeholdern wie Verbrauchern aufgebaut. Authentische und persönliche Nähe zum Verbraucher ist, wie man am Beispiel von Influencern und Testimonials sieht, für Unternehmen wichtiger denn je. Das Modell der persönlichen Anrede des Verbrauchers, der Transparenz und der Identifikationsfläche wird von Responsible Design nicht nur aufgegriffen, sondern weitergedacht. Dabei verbindet sich der ethische Anspruch mit den unternehmerischen Gedanken von Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Angesichts der omnipräsenten Trends zu Nachhaltigkeit und Best Practice, wird verantwortungsvolles Design zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn um Nachhaltigkeitsprogramme der Unternehmen identifizieren zu können, liegt der Schlüssel wie so oft in der Kommunikation.

Strategisches Responsible Design

Das strategische Responsible Design beschreibt das Schaffen von Strukturen für eine verantwortungsvolle Kommunikation. Welche grundlegenden Arbeitsweisen und Prozesse müssen geschaffen, welche Stakeholder eingebunden werden? Traditionell ist das Arbeiten mit Design hauptsächlich in der Marketingabteilung verankert. Sie arbeitet mit Agenturen zusammen und beschäftigt sich intensiv mit dem eigenen Markenauftritt. Doch Markenarbeit umfasst heute viel mehr als nur die Entwicklung von Corporate Design, Werbekampagnen und Imagefilmen. Markenarbeit tritt heutzutage an viel mehr Stellen im Unternehmen auf, als man denkt. Responsible Design muss daher als gemeinsame Aufgabe verstanden werden.

Implementierung von Responsible Design in den Kommunikationsprozess

Bei einem Designprozess geht es darum, die Dinge im Kern zu verstehen und sich ihnen neugierig zu nähern. Dabei sind gesellschaftliche Transformationsprozesse, technologische Weiterentwicklungen, Marktentwicklungen, Ressourcenverbrauch und Produktionsprozesse genauso entscheidend, wie das adäquate zum Ausdruck bringen von Inhalten und Botschaften. Designer handeln nicht autonom, sie sind eingebettet in einen Prozess mit mehreren Akteuren. Die Umsetzung von Responsible Design muss daher von allen Beteiligten gelebt werden. Zum einen muss daher auf operativer Ebene für Einzelakteure eine Umgebung geschaffen werden, in der sie nach den Maßstäben von Responsible Design arbeiten können. Zum anderen muss Responsible Design auch in die strategische Kommunikationsplanung eingebunden werden. Hierfür müssen Unternehmen ihre Strukturen anpassen und neue Arbeitsweisen lernen. Praktische Ideen und Beispiele, wie all dies gelingen kann, liefert unter anderem das Handbuch „Glaubwürdige Unternehmenskommunikation“, das im SpringerGabler Verlag erschienen ist.

Wie profitieren Unternehmen von Responsible Design?

Responsible Design bietet für Marken und Unternehmen enormes Potenzial. Eine veränderte Stakeholder-Betrachtung führt zu einer umfassenderen Kommunikation und bietet neue Wege, innovativ zu kommunizieren. Auch in der heutigen Purpose-bestimmten Kommunikation ermöglicht Responsible Design die Leitlinien für ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen – denn Haltung zeigen geht erst, wenn man Haltung entwickelt hat. Dies wird sich auch positiv auf die Unternehmenskultur auswirken. Durch Responsible Design wird eine visuelle Kultur entstehen, die Mitarbeitern, Partnern und Kunden viel nahbarer ist. Sie werden emotional und nachvollziehbar mit der Marke in Verbindung treten und interagieren. Auch in der Glaubwürdigkeit des Unternehmens werden große Fortschritte erzielt, denn der bewusste Umgang mit Verantwortung wird auf allen Ebenen spürbar sein. So versteht sich Responsible Design als eine Kommunikation, in der sich Form und Inhalt konstruktiv vereinen. Nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Anwender und Designer verspricht das einen entscheidenden Mehrwert und eine positive, vor allem regenerative Wirkung.

“Responsible Design ermöglicht die ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen”

Leseempfehlungen zu Responsible Design

Neben unserem Handbuch „Glaubwürdige Unternehmenskommunikation“, das wir im Zuge der Gründung der ResCom Academy mit unseren Partnern geschrieben haben, empfehlen wir diese Bücher für einen guten Überblick zum Thema Responsible Design:

  • Bowles, Cennydd: Future Ethics. NowNext Press, 2018.
  • Kuang, Cliff & Fabricant, Robert: User Friendly: How the Hidden Rules of Design are Changing the Way We Live. Work & Play, 2020.
  • Papanek, Victor: Design for the Real World: Human Ecology and Social Change. Thames & Hudson, 2019.
  • Peter, Ruben: The Politics of Design: A (Not So) Global Design Manual for Visual Communication. BIS Publisher, 2016.
  • Peters, Tom: Design! DK, 2005.
  • Sammer, Petra: Visuelles Erzählen in PR & Marketing. O’Reilly, 2015.


Responsible Design: So geht’s nicht

Warum Marken verantwortungsvoll gestalten sollten, zeigt unsere Linksammlung. Im Internet stellt die Community schlechtes Design an den Pranger. Das kann verhängnisvoll für Marken sein. Denn das Internet vergisst (fast) nie.


Was denkst du?

Was sind deiner Meinung nach die Herausforderungen und die Chancen von Responsible Design? Schreib uns an redaktion@design-hoch-drei.de

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Datenvisualisierung – Make it visible, make it remarkable

Datenvisualisierung ist das Transportmittel für unsere Argumente in unserer immer komplexer werdenden Technologie-Welt. Sie ist visuelle Kunst und eine kreative und tiefe Auseinandersetzung mit Form und Funktion. Es geht um mehr, als eine Infografik mit Daten zu versehen. Im Designprozess muss man dafür den Kontext verstehen, eine effektive grafische Metapher finden, Ordnung schaffen, Aufmerksamkeit steuern und eine Geschichte erzählen. Denn eine gelungen Datenvisualisierung erzählt etwas, entfernt Unnötiges und richtet den Fokus auf nützliche Informationen.
Und egal ob in Geschäfts- und Nachhaltigkeitsreportings, in der Produktkommunikation oder bei Vorträgen – eigentlich überall müssen Daten gezeigt und kommuniziert werden. Denn Smart Data benötigen wir für unser evidenzbasiertes Handeln. 

Infografische Darstellung am Objekt: Fotoaufnahmen von Gegenständen bieten dem Auge gewohnte Bilder, die jedoch als Infografik in einen neuen Kontext gestellt werden können.

Gefangen im Daten-Dschungel

Doch brauchen wir für eine aussagekräftige Datenvisualisierung nicht alle Informationen, sondern nur die richtigen. Es gilt auch hier das Prinzip der elegant simplexity. So muss man zunächst den Daten-Dschungel durchdringen und die relevanten Informationen herausfiltern (cut it into pieces & simplify to the core). Wurden nun die wichtigsten Elemente gefunden, müssen diese nochmals aufgeschlüsselt werden – denn jedes noch so kleine Teil muss bedeutungstragend sein (rebuild the relevant). Zudem muss diese Bedeutung auch wirklich verstanden werden. Denn nur wer die Daten und die Aussage, die er mit ihrer Visualisierung treffen möchte, auch in der Tiefe verstanden hat, kann smart gestalten (add some elegance).

Welchen Kaffee trinken unsere Kollegen gerne? In dieser Infografik veranschaulichen wir die Verteilung der Lieblingszubereitungsart.

Kompetenz zeigen, Entscheidungsprozesse beschleunigen

Eine gelungene Datenvisualisierung strahlt immer eine Innovationskraft aus, die sich positiv auf die Marke auswirkt. Herausragend gut funktioniert dies etwa, wenn sich die Datenvisualisierung überraschend mit dem Markenbild verbindet und eine Einheit bildet. Der Einsatz von Datenvisualisierungen liefert eine klare Botschaft und macht sie verständlich und attraktiv. Sie beschleunigt Entscheidungsprozesse. Als Kommunikator beweist man damit nicht nur seine Kompetenz und gibt geeignete Handlungsempfehlungen, sondern entlastet seine Zielgruppe kognitiv und spart ihnen somit wertvolle Ressourcen.

In digitalen Medien bieten sich animierte Datenvisualisierungen an. So werden durch die Bewegungen die Entwicklungen erlebbar.

Big Data, big emotions

Doch starke Relevanz für den Rezipienten gelingt in der Kommunikation vor allem durch Emotionen. Gut aufbereitete Informationen bleiben bei den Betrachtern hängen – sowohl im Gedächtnis, als auch im Herzen. Zudem entsteht durch die Verwendung von gelernten Designelementen eine neue Form des gemeinsamen Verständnisses.  Innerhalb dieser können selbst noch so komplizierte Sachverhalte mit Leichtigkeit mitgeteilt und erfasst werden. Und eins ist sicher: durch ein besseres Verstehen entsteht auch ein stärkeres Miteinander.

Nachhaltigkeit mit Herz und Verstand

Einige werden sich noch gut daran erinnern, vor etwas mehr als einem Jahrzehnt standen die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) in der Unternehmenskommunikation schon einmal hoch im Kurs. Unter anderem getrieben vom gewachsenen Bewusstsein in der Gesellschaft, wurde die Nachhaltigkeitsberichterstattung oft mit großem Aufwand entwickelt und umgesetzt – auch noch weit über die rechtlichen Anforderungen hinaus. Die Erkenntnis schon damals: Nachhaltigkeitskommunikation ist weit mehr als eine bürokratische Berichtspflicht für Verwaltungshengste. Nämlich ein wichtiger Bestandteil des Corporate Image.

Nachhaltigkeit ist wieder oben auf der Agenda

Nach einigen Jahren knapp unterhalb der Oberfläche sind die Aspekte der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Verantwortung in jüngster Zeit wieder weit nach oben auf die Agenda der Unternehmen gerückt. So werden zum Beispiel ab dem Geschäftsjahr 2023 auch viele mittelgroße Firmen erstmals berichtspflichtig. Parallel haben sich Stakeholder-Dialoge und die gesellschaftliche Wahrnehmung weiterentwickelt, die öffentliche Debatte ist aufgeheizt.

„Die Lagerfeuergeschichte
zur Excel-Tabelle“

Unternehmen sind mehr denn je herausgefordert, ihre soziale Daseinsberechtigung abzusichern, ihr Handeln nach außen zu legitimieren und transparent zu machen. Um die Stakeholder gezielt anzusprechen und dabei am besten noch Glaubwürdigkeit und Transparenz herzustellen, sind standardisierte Faktenwerke für sich allein genommen nur bedingt wertvoll. Was ihnen fehlt, sind die allgemein anschlussfähigen Emotionen. Die spannenden Lagerfeuergeschichten zur trockenen Excel-Tabelle sozusagen.

Nachhaltigkeit kommunizieren mit Fakten und Emotionen.
Nachhaltigkeit kommunizieren mit Fakten und Emotionen.

360 Grad kombinierte erfolgreich Fakten mit Emotionen

Wie die erfolgreiche Verbindung von Fakten und Emotionen durch Storytelling gelingen kann, hat design hoch drei zusammen mit der damaligen Daimler AG schon einmal Ende der 2000er gezeigt. Unter der Marke 360 Grad kombinierte der Daimler-Nachhaltigkeitsbericht den Faktenteil mit einem umfangreichen und hochwertigen Magazin.
Dieses zu seiner Zeit in der Branche einzigartige Doppel-Format widmete sich den ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit mit dem ganzen Werkzeugkasten journalistischer Formate. Vom Streitgespräch unter Experten, über die weltweite Reportage, bis hin zum kreativ-überraschenden Fotoessay mit echtem Erkenntnisgewinn. Ebenfalls Teil des Konzepts waren emotionale Bildwelten dank eigener Fotoproduktionen und handwerklich erstklassige Informationsgestaltung.
So aufgestellt sorgte der 360-Grad-Bericht mit greifbaren Geschichten und authentischen Persönlichkeiten für die dringend nötige Orientierung im Informationsdschungel. Auch im schon damals überfüllten Markt der Unternehmenskommunikation gelang damit ein Aufmerksamkeits-Coup, der mit einer Reihe an Branchen-Awards belohnt wurde.

Kreatives Storytelling als Basis für den Stakeholder-Dialog

Heute, mehr als 10 Jahre nach dem letzten 360-Grad-Bericht, ist der Bedarf an wirksamer Nachhaltigkeitskommunikation bei den Unternehmen eher noch größer geworden. Der Trend geht dabei klar über die schön gestaltete Berichterstattung hinaus und zunehmend hin zur faktenbasierten Informationsstruktur in Verbindung mit kreativem Storytelling. Einerseits um die Reichweite steigern und andererseits die Zielgruppen passgenau mit relevantem Content adressieren zu können, als Basis für einen nachhaltigen Stakeholder-Dialog.

„Die Erfolgsformel ist im
Wesentlichen unverändert“

Die Kombination zweier Print-Publikationen wie beim 360-Grad-Bericht mag 2023 vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß erscheinen, die Erfolgs-Formel ist im Wesentlichen unverändert: Fakten brauchen gut gemachtes Storytelling, um ihre Zielgruppen zu erreichen und wirksam zu werden. Die Wahl der Touchpoints ist von diesem Grundsatz dann nahezu unabhängig.

Sie möchten erfahren, wie Fakten und Storytelling zu einer glaubhaften Nachhaltigkeitskommunikation werden? Melden Sie sich:

Wolfram Schäffer
wolfram.schaeffer@design-hoch-drei.de
+49 711 55 03 77-32

Blackbox K.I.

Die technisierte Welt ist im Umbruch. Und die Menschheit damit weiterhin im längst eingeübten Normalzustand der ständigen Anpassung an neue, bahnbrechende Technologien. Oder in der (zumindest gefühlten) Verweigerung. Drehte sich die letzte Dekade noch darum, die Welt möglichst vollständig in Form von Daten digital verfügbar zu machen, wird es in den 2020ern vor allem darum gehen, was mit dieser eigentlich unfassbaren Fülle an Informationen geschehen soll. Was wird womit vernetzt und wer wird welche Schlüsse daraus ziehen? Hier kommt die künstliche Intelligenz (K.I.) ins Spiel. Intelligente Software ist dabei unser Leben umzuwälzen. Von der Mobilität über den Haushalt bis zur Alltagskommunikation – alle Lebensbereiche werden betroffen sein, oder sind es schon längst. Und trotzdem weiß kaum jemand, was in der künstlichen Intelligenz überhaupt drinsteckt.

Künstliche Intelligenz regiert die Welt

Das Potenzial der K.I. ist jedenfalls gigantisch. Hochwirksame Antibiotika, ultraschnell aufladbare Batterien für die Elektromobilität, neue Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels, von der algorithmus-basierten Suche nach dem passenden Partner ganz zu schweigen. Auch viele Prozesse der Unternehmenskommunikation können durch K.I. automatisiert werden – vom bot-geführten Kundendialog bis zu Auswertungen des Nachrichtenflusses oder der Identifikation der aktuell wichtigsten Influencer durch intelligente, selbstlernende Software.

Deutsche Unternehmen müssen an dieser Entwicklung partizipieren, wenn sie in der Welt und Wirtschaft von morgen mitreden wollen. Auf diesem Weg gibt es aus kommunikativer Sicht noch einige Herausforderungen zu meistern. Vorsicht und Misstrauen gegenüber neuer Technik gab es schon immer. Die K.I. ist da keine Ausnahme. Klar ist: Technokraten und blanker Technikglaube bringen uns allein nicht weiter. Nicht jede neue Technologie ist per se „gut“. Natürlich kommt es darauf an, was man damit anfängt. Viele Unternehmen haben das auch in Bezug auf K.I. bereits erkannt. So hat beispielweise Bosch jüngst seinen K.I.-Kodex veröffentlicht, der das Vertrauen der Kunden in vernetzte und intelligente Produkte stärken und den Mitarbeitern Leitlinien an die Hand geben soll.

In der heiklen Phase der unklaren Akzeptanz neuer Technologien durch die Verbraucher kann Transparenz ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein. Damit stellt sich die Frage nach der Außenwirkung umso dringlicher. Unternehmen müssen so offen wie möglich kommunizieren, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu schaffen. Auch dann, wenn noch nicht alle Probleme vollständig gelöst sind. Nicht zu viel versprechen und auch die Skeptiker ernst nehmen und abholen. Gute Unternehmenskommunikation dient dann mehr denn je als Türöffner, um in möglichst viele Richtungen ins Gespräch zu kommen.

K.I.-Kommunikation muss gestaltet werden

Viele Unternehmen, die K.I. anwenden, stehen darüber hinaus vor der Herausforderung, ihre Produkte und Services verständlich und emotional erlebbar zu machen. Ohne, dass man sie prüfend in die Hand nehmen, sie sehen, fühlen, schmecken oder riechen könnte, wie die Produkte der analogen Welt. Selbst die klassische Produktfotografie scheidet aus naheliegenden Gründen weitgehend aus. Welche Maßstäbe werden Kunden überhaupt verwenden, wenn sie K.I.-Produkte bewerten oder miteinander vergleichen? Wird es um Relevanz gehen? Um die Natürlichkeit von Interaktion, den Personalisierungsgrad oder die Geschwindigkeit des maschinellen Lernens? Oder vielleicht doch eher um Transparenz, Ethik und den Verbrauch von Ressourcen? Die Beispiele zeigen: Selbst die nötige Sprache, mit der sich K.I.-basierte Angebote überhaupt individuell bewerten lassen, müssen die Verbraucher – ebenso wie die meisten Unternehmen – erst noch lernen.

All das kann und muss gestaltet werden. Das ist es auch, was wir als Design- und Kommunikationsagentur zum Thema K.I. beizutragen haben. Komplexe Produkte nachvollziehbar zu machen und sie ästhetisch und authentisch zu inszenieren. Denn wir glauben fest daran, dass designorientierte Kommunikation attraktiver ist, sich stärker einprägt und mehr Vertrauen schafft. Markante Visualisierungen sind dabei genauso hilfreich, wie eine anregende Headline, eine steile These oder ein längerer Text (vorerst noch von Menschenhand geschrieben), der nicht auf das bekannte Eigenlob der Werbebranche setzt. Im Idealfall kommt noch eine Haltung dazu, die über die reinen Fakten hinaus für Orientierung sorgt.

Manche glauben, dass Ästhetik und Schönheit in Zukunft eine untergeordnete Rolle spielen werden und es vor allem auf die Funktionalität ankommen werde. Das Gegenteil ist der Fall. An den Schnittstellen von Mensch und intelligenter Maschine wird die Art und Weise, wie die K.I. uns gegenübertritt, Vertrauen oder Ablehnung ganz wesentlich beeinflussen. Schon allein deshalb müssen Ästhetik und Schönheit immer ein Teil der Strategie von Zukunftsunternehmen sein. Stefan Sagmeister hat es auf den Punkt gebracht: Was nutzt der funktionalste Wohnblock, wenn niemand darin wohnen möchte?

Let’s talk about AI

Ist blindes Vertrauen in die K.I. trotz aller Schönheit und Bequemlichkeit überhaupt ratsam, auch wenn sie womöglich so viel mehr weiß als wir selbst? Was passiert mit der Meinungsvielfalt, wenn künstliche Intelligenz bald vielleicht jede menschliche Äußerung trackt, speichert, auswertet und maßgeblich darüber entscheidet, was wir über die Welt erfahren? Was ist Erleichterung, was schon Bevormundung oder sogar Kontrollverlust? Über solche Dinge müssen wir natürlich reden.

Die Ethik muss für den Einsatz der künstlichen Intelligenz nicht erst neu erfunden werden. Aber jedes Unternehmen muss sich fragen, inwiefern es seine moralischen und ethischen Prinzipien für die neue Technologie anpassen und dies für die Kunden transparent machen sollte. Beides wirkt vertrauensbildend und sorgt so für einen nicht zu vernachlässigenden wirtschaftlichen Vorteil.

tl;dr: Kaum jemand weiß, was künstliche Intelligenz eigentlich macht. Designorientierte Kommunikation und markante Gestaltung können Unternehmen helfen, Verständnis und Vertrauen in ihre Produkte zu steigern und ins Gespräch zu kommen.

Ganz bescheiden

Kurze Frage vorab

Wer ist Ihnen sympathischer: Eine Person, die sich in den Vordergrund drängt, lauthals alles kommentiert und Sie nie zu Wort kommen lässt ODER eine Person, die Ihnen die Tür aufhält, Ihnen einen Platz reserviert, wo auch immer Sie sitzen möchten, und immer ein offenes Ohr für Sie hat? Die wenigsten werden sich für erstere entscheiden. Warum sollte man bei einem Corporate Design anders denken?

Was ist gutes Design?

Die Antwort auf die Frage, was gutes Design sein soll, ist schwierig zu geben. Eine Definition, auf die sich die meisten einigen können, stammt von Dieter Rams. Der Produktdesigner prägte maßgeblich über Jahrzehnte die Produkte des Elektrogeräte-Hersteller Braun. Und inspirierte damit Steve Jobs und Apple nachhaltig. Seine „Regeln“ lauten:

  • Gutes Design ist innovativ.
  • Gutes Design macht ein Produkt brauchbar.
  • Gutes Design ist ästhetisch.
  • Gutes Design macht ein Produkt verständlich.
  • Gutes Design ist unaufdringlich.
  • Gutes Design ist ehrlich.
  • Gutes Design ist langlebig.
  • Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail.
  • Gutes Design ist umweltfreundlich.
  • Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.

Zwar sind die Designprinzipien von Rams stark aus seiner Sicht als Produktdesigner formuliert, doch lassen sich die meisten Punkte auch auf Kommunikationsdesign übertragen. Und wenn man gutes Design in nur einem Satz definieren will, muss man sagen:

Gutes Design ist bescheiden.

Nehmen Sie beispielsweise Porsche: Das Corporate Design von Porsche steht seit jeher für Klarheit und Souveränität. Es hält sich zurück und lässt die Sportwagen glänzen. Wenn man die Rams-Checklist durchgeht, dann erfüllt das Corporate Design von Porsche fast alle Punkte. Ein weiteres Beispiel ist Google. Hier verschmelzen Produkt- und Kommunikationsdesign: Digitale Services wie die Suchmaschine von Google sind meist Produkt und Kommunikationsmittel in einem. Umso erstaunlicher scheint der Fall Google. Denn das Design der Google-Startseite ist ein Leuchtturm der Bescheidenheit. Und das obwohl dahinter ein komplizierter Algorithmus, riesige Rechenzentren und ein Milliardenkonzern stehen. Besucht man die Startseite, so erwarten den Nutzer ein Feld zur Sucheingabe, zwei Buttons und das Google-Logo. Das war’s. Der ganze Rest ist eine große weiße Fläche. Man kann es mutig oder auch bescheiden nennen. Sie dürfen entscheiden.

Ein Ort der Bescheidenheit: Silicon Valley

Ein weiterer Blick über den großen Ozean zeigt: Fast alle großen Technologie- und Software-Konzerne im Silicon Valley entdecken bescheidenes Design für sich. Apple ist bekanntlich seit Jahrzehnten erfolgreicher Vorreiter für einfaches, reduziertes Design (Dieter Rams sei Dank). Doch Apples Nachbarn schlafen nicht. Gut nachvollziehen lässt sich die Wandlung der Tech-Industrie in deren Apps . Dropbox, Instagram, Airbnb, Apple Music oder Twitter  – sie alle fallen mit ihrer Unauffälligkeit auf. Das Interface-Design der Apps ist geprägt von:

  • Viel Weißraum,
  • schwarze Schrift,
  • reduzierte Icons,
  • kaum Farbakzente.

Bemerkenswert ist, dass sie auf starke Branding-Elemente verzichten. Noch bemerkenswerter ist es, dass sie es bei ihrem wichtigsten Produkt beziehungsweise bei ihrem wichtigsten Kontaktpunkt mit dem Kunden machen. Das Silicon Valley hat erkannt, dass die Nutzer sich mittlerweile an Funktionen und deren Designs gewöhnt haben. Deshalb gleichen sich die Designs der Apps immer mehr an. Denn in der nicht mehr ganz so jungen digitalen Welt gibt es mittlerweile etablierte Funktionen, feste Orte für Funktionen und gelernte Gestaltung von Funktionen. Ein Test: Wo erwarten Sie beim Online-Shopping die Warenkorb-Funktion? Richtig, sie ist immer oben rechts. Eine abweichende Gestaltung würde zu einem drastischem Nutzerschwund führen. Und letztendlich zu einem wirtschaftlichen Schaden durch weniger Verkäufe. Designs müssen sich folgerichtig ähneln, aber Marken müssen sich letztendlich unterscheiden. Wie soll das gehen?

Der Weg aus der Uniformität

Wo also können Marken sich differenzieren? Wie schaffen sie es, sich vom Wettbewerb abzuheben und ihre Eigenständigkeit zu verkörpern? Wie wird ihre Corporate Identity sichtbar? Im Grunde ist die Antwort wieder ganz einfach: mit kreativem Content. Genauer gesagt mit Texten, Bildern und Animationen. Gutes Design erlaubt es, sich voll auf den Content zu fokussieren. Man kann sich viel stärker auf die Botschaft konzentrieren, sie schärfen und kreativ aufbereiten. Spitz formuliert, ist Content das neue Branding. Und mal ehrlich: Content, der aus dem eigenen Unternehmen kommt, verkörpert doch viel stärker die eigene Corporate Identity als irgendein ausuferndes Branding-Element, das sich repetitiv durch alle Medien quält, oder? Auch bei kreativem Content können wir wieder Google lobend erwähnen. Mit den Google Doodles, also den Logo-Spielereien zu bestimmten Anlässen, beweist Google eine Menge Kreativität. Der Konzern wählt besondere Jahrestage aus und lässt sie illustrieren. Das erfreut Nutzer auf dem ganzen Globus und Google setzt damit Botschaften zu relevanten Themen. Und da das Design der Google-Startseite so reduziert ist, können die Doodles abwechslungsreich in unterschiedlichster Form und verschiedensten Farben dargestellt werden, ohne dass es mit dem Design konkurriert. Dennoch erkennt jeder Google als Absender.

Ausweg aus der Uniformitaet
Exit-Strategie aus der Uniformität: kreativer Content ist für Unternehmen der Weg aus den immer gleichen, austauschbaren Markenauftritten.

Es wird einfacher

Flexibilität und Agilität sind die maßgeblichen Anforderungen an Corporate Designs heutzutage. Die digitalen Kanäle fordern mehr Anpassungsfähigkeit von Marken. Ihre Designs müssen mehr als nur responsive sein, sie müssen auch in Virtual und Augmented Reality bestehen. Zudem verlieren Marken die Souveränität über ihr Design. Auf den Social-Media-Plattformen geben die Anbieter alles vor, nur wenig Gestaltungsmöglichkeiten bleiben übrig. Die einzige Möglichkeit allen diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist die Reduktion der Komplexität von Design. Einfaches Design ohne viele Regeln, sondern mit flexiblen Prinzipien ist die Zukunft. Früher waren es starre Templates mit konkreten Vermassungen, künftig werden es vermehrt Designsysteme sein, die mit freien Gestaltungselementen kreative Lösungen ermöglichen. Doch die Entwicklung von „einfachem“ Design ist nicht ohne: was einfach wirkt, dahinter steckt meist sehr viel Arbeit. Denn einfaches Design erfüllt dennoch alle Funktionen, die ein „kompliziertes“ auch bedient. Der Designer, der das “einfache” Design entwickelt, löst die Herausforderungen schon vorweg. Bei “kompliziertem” Design wird das Problem dem Anwender überlassen – meist mit einem weniger gelungenem Endergebnis. Und mit großem Aufwand beim Erstellen aller Kommunikationsmittel.

Simple can be harder than complex


Steve Jobs

Ein weiterer Faktor, der für Unternehmen und insbesondere für das Marketing interessant ist: Re-Branding-Prozesse werden bei weitem nicht mehr so aufwendig und teuer. Einfaches Design ist effizienter und nachhaltiger. Anpassungen an neue Medien sind viel flexibler.

tl,dr: Reduziertes Design ist (wieder) ein Trend, aber auch nachhaltig. Es bietet Platz für kreativen Content und Marken können sich stärker darauf konzentrieren, was sie ihren Kunden kommunizieren möchten und vor allem wie.